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Die Geschichte der „Gastarbeiter“ in der Bundesrepublik ist fast so alt wie der Staat selbst. Wie kam es dazu? In den 1950er Jahren fehlten in Deutschland Arbeitskräfte, deshalb warb die Regierung im Ausland Arbeitnehmer an.

Mit dem aufsteigenden Wirtschaftswunder wurden immer mehr Arbeitnehmer gesucht, die auf dem inländischen Markt nicht mehr zu finden waren.  Und so schloss die Bundesrepublik 1955 mit Italien das erste Anwerbeabkommen ab. Es folgten weitere Abkommen, etwa mit Spanien (1960) und der Türkei (1961). Die ausländischen Mitbürger waren also ins Land geholt worden, Jahr für Jahr. Sie kamen nicht von selbst, sondern auf Ersuchen der Deutschen, um hier – zusammen mit den Einheimischen- das Wirtschaftswunder zu vollbringen.

Zu dem Kreis gehört auch Nezihe Sahin, inzwischen seit 41 Jahren in Deutschland: wohnt in Kirrlach, hat drei Söhne und einen Enkel.

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Sie ist ein treues und fleißiges Mitglied des Integrationsvereins. Nezihe kam im Mai 1979 aus der Türkei als 18jährige mit ihrem Ehemann Ramazan nach Forst.  Nach erfolgreichem Abitur in der Türkei (mit Auszeichnung) entschied sie sich, mit ihrem Mann nach Deutschland, das Arbeitskräfte suchte, auszuwandern.

Der Anfang war – wie für viele andere Neue im Land – schwierig für Nezihe, insbesondere die Sehnsucht zur Familie in der Türkei steckte in ihrem Herzen. Aber sie ließ sich nicht unterkriegen. Nezihe war schon immer eine sehr kluge und wissenshungrige Frau und hat sich selbst die deutsche Sprache beigebracht.

Kreuzworträtsel und ein Wörterbuch waren damals ihre größten Hilfen, um die Sprache zu lernen. Kurze Zeit später arbeitete sie in mehreren Branchen, so auch als Geschäftsführerin in einer Einzelhandelsfiliale in Bruchsal, bis sie und ihr Mann sich 1998 selbstständig machten.

Zusammen mit ihrem Ehemann übernahmen sie die Vereinsgaststätte des FC Olympia Kirrlach und führten diese sehr erfolgreich und zur vollsten Zufriedenheit aller Gäste bis 2005.

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Sie hat drei Söhne zur Welt gebracht und diese heute zu erfolgreichen jungen Männern herangezogen. Von klein auf war es Nezihe wichtig, ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen und stets an ihre Träume glauben zu lassen. Immer hat sie sie in allen Lebenslagen unterstützt. Mit Stolz kann sich die Frau nun zurücklehnen und dankbar sein, dass ihre Söhne auf eine gute schulische und berufliche Karriere zurückblicken.

Nach dem Tod ihres geliebten Mannes Ramazan wollte sie sich weiter einbringen und arbeitet seit 2017 ehrenamtlich bei der Caritas im Tafelladen in Kirrlach.

Wie sie zu DIF kam, erzählt sie so: „Das Vereinsleben war mir nichts Unbekanntes. Mit zwei weiteren Freundinnen (Serap Arabaci und Emel Baz) aus Kirrlach waren wir schon 1991 beim „Türkischen Arbeitnehmerverein“ in Bruchsal sehr aktiv.

Engagement und Ausdauer hatte ich schon damals bewiesen, etwa auf diversen Veranstaltungen und ganz besonders bei der mehrmaligen Teilnahme am Bruchsaler Schlossfest.  Wir hatten schon damals einen sehr aktiven Verein. Von der Idee her war dieser Zusammenschluss ein Vorgänger des DIF.

Als dann meine beiden Söhne Emrah und Özgür 2009 Gründungsmitglied beim DIF wurden, war es für mich eine Selbstverständlichkeit, den Verein und seine Ziele zu unterstützen.

Ich bin stolz darauf, ein Teil der DIF-Familie zu sein.  Auch wenn ich mehr ein passives Mitglied bin, sind und werden meine Kochkünste beim jährlichen Hoffest und beim Neujahrsempfang sehr geschätzt und sind eine sehr willkommene Bereicherung.

Deswegen kennen mich die meisten beim DIF als die Mama, die immer und gerne leckere türkische Speisen zubereitet.

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