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200 „Patrioten“ sollten es werden, die aufstehen und sich am Aufzug „Steh auf für Deutschland“ durch Philippsburg beteiligen, so die offiziell geäußerte Erwartung des Veranstalters. Kurz vor dem Start ließen die abmarschbereiten sechs Schwarzgekleidete wissen, sie warten noch auf die „restlichen 70“ im nächsten ankommenden Zug. Schließlich begleitete ein Großaufgebot der Polizei mit 30 Mann und mehreren Blaulichtfahrzeugen gerade mal neun Hooligans durch das Saalbach-Sträßchen. Nach etwa einem Kilometer löste sich die Protestparade auf. Das Gelände am Bahnhof hielten zwischenzeitlich die 250 Gegendemonstranten (so die Zahlenangabe der Polizei) besetzt.

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Innerhalb von zwei Tagen – dies wegen der äußerst kurzfristigen Demo-Anmeldung – war es mehreren Gruppen gelungen, eine „gemeinsame Gegenwehr“ auf die Beine zu stellen. Dazu gehörten alle örtlichen Parteien und Wählervereinigungen, Mitglieder des Vereine „Dialog, Integration und Freundschaft“ und „Waghäusel hilft“, solidarische SPD-Stadträtinnen aus der Stadt Waghäusel und ein Aufgebot um den Grünen Jörg Rupp aus Malsch („gegen rechte Hetzer“). Leicht alkoholisiert, dafür aber lautstark beschimpften die schwarzen Kapuzenmänner in sicherer Entfernung immer wieder die
Gegendemonstranten.

In der vordersten Reihe zeigten neben den Lokalpolitikern die Vorsitzenden
Ebru Baz-Karasu (Integrationsverein) und Saskia Heiler (Flüchtlingshilfe)
Flagge. Zu sehen waren unter der großen Schar auch bunte (Multikulti-)Fahnen
und -Sonnenschirme.

Als Organisator outete sich der in der Region und über Facebook bekannte 
Rechtsausleger Mathias Bückle, der schon bei „Pegida“ und „Beserker“ mitmischte. In einem Megaphon-Appell an seine acht „deutschen Patrioten“ forderte der 24-Jährige vor der Kulisse des Philippsburger Bahnhofs: Der internationale Asylwahn, die Islamisierung Europas und die Mitgliedschaft in der EU müssten ein Ende haben. Es gelte jetzt, Deutschland zu retten.

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