Stallweihnacht mit der Bitte an Allah um Frieden/ 400 Teilnehmer mit Pfarrer und Imam

Waghäusel/Oberhausen (ber). Stallweihnacht nicht wie gewohnt, sondern einmal ganz anders: Menschen aus verschiedenen Ländern mit verschiedenen Kulturen und Religionen feiern miteinander, wünschen sich Frieden. Christen, Muslime und Konfessionslose sitzen auf Strohballen und hören Gebete, singen miteinander, geben sich gegenseitig den „Wuschelgruß“. Hier begeht nicht eine Glaubensgemeinschaft unter für sich Weihnachten, gleich fünf Vereine unterschiedlichster Ausrichtung finden sich zum familiären Fest der Liebe ein. Wer kommt, will auch ein Zeichen setzen für Miteinander, Mitgefühl, Mitmenschlichkeit.

Die Stallweihnacht gestalteten Pfarrer (und Professor) Hartmut Rupp, Derya Sahan von der Ditib-Moschee, die Vereinsvorsitzenden Roland Liebl, Ebru Baz, Saskia Heiler und Krimhilde Rolli mit ihren jeweiligen Teams. Schnell zeigte sich: Der Stall des Bauersfamilie Meerwarth reicht bei weitem nicht. Etwa ein Drittel der 400 Gäste, darunter Schirmherr und Oberbürgermeister Walter Heiler, muss auf dem Forlenhof mit Stehplätzen vorlieb nehmen. Etwa 30 Flüchtlinge sind mit dabei, singen zaghaft mit.

Sie spüren: Sie gehören zur Gemeinschaft. Wie in Waghäusel, so könnte es auf der ganzen Welt sein, meint ein Besucher. Hier werde sichtbar, so betont Rupp, was Weihnachten ist: ein Fest des Friedens, der Barmherzigkeit und der Liebe. Nicht in eine beheizte geschmückte Kirche, sondern in einen halboffenen Schuppen hatten die Initiatoren eingeladen. Im Stall gegenüber sind 250 Kühe und Kälber zu sehen und zu hören.

Das hat es noch nirgends gegeben: das Weihnachtsevangelium in Deutsch und Französisch (Anna Widdermann), aber auch als Premiere im echten Kerrlocher Dialekt (Saskia Heiler). Wie Weihnachten in Eritrea gefeiert wird, das erzählt ein Flüchtling. Ein anderer schildert die Leiden auf seiner 6.000 Kilometer langen Flucht. „Für mich hieß die Alternative: fliehen oder sterben.“ Er sei froh, im hilfsbereiten Waghäusel angekommen zu sein. Aus dem Koran in melodischer arabischer Sprache rezitiert ein Muslim. Wie dort die Geburt des Propheten Jesus beschrieben ist, übersetzt eine Muslima und fügt an: „Ich bitte Allah, dass wir in Waghäusel und überall auf der Welt in Frieden zusammenleben können.“

Einen Überblick über die Auswanderer („deutsche Wirtschaftsflüchtlinge“) nach Amerika, etwa um 1840, und die späteren Zuwanderer gab Heimatvereinsvorsitzender Liebl und spannte den Bogen von den Heimatvertriebenen über die Gastarbeiter und Spätaussiedler bis zu den Flüchtlingen von heute. „Warum ich helfe?“ Ihre Beweggründe, die zu Herzen gingen, schilderte Nathalie Castellanos vom Integrationsverein. Gedanken zur Symbolik des Lichtes stellten Krimhilde Rolli und Kirchenmann Rupp an. Für ihn verkörpern die 400 Menschen im Stall das „helle Deutschland“. Mit sieben Songs wie „Imagine“ von den Beatles („Stell dir vor, alle Menschen leben in Frieden“) bis hin zum gemeinsamen „Stille Nacht“ begeisterten die vierköpfige Band „Vox Dei“ und die Zweimann-Musikgruppe „Abdulkadir“.

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